Autoradio-Suche

Da mein altes Audi Gamma leider langsam den Geist aufgab, habe ich mich auf die Suche nach einem neuen Autoradio begeben. Außerdem wollte ich sowieso mal eins mit USB-Anschluß. Und eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung wäre sicherlich auch ganz praktisch.

Die Anforderungen waren also wie folgt:

  • DIN-Schacht-Größe natürlich
  • USB-Anschluß
  • Bluetooth-Freisprecheinrichtung
  • Drehknopf für die Lautstärke, ich mag +/–Tasten nicht
  • Es sollte nicht zu teuer sein, da ich keinen Bock auf eingeschlagene Scheiben wegen eines teuren Radios habe
  • möglichst auch (SD-)Kartenleser
    Wie sich herausstellte, unterstützen alle getesteten Geräte an ihrem USB-Anschluß einen Kartenleser, sofern er nur ein Device anmeldet (z.B. SanDisk MicroMate). In der Regel sind das die, die nur einen Slot haben, es gibt aber z.B. auch “MicroMates” mit zwei Slots, die nur ein Device anmelden; auch diese funktionieren.

Doch da sich diese Suche schwieriger gestalten sollte als gedacht, möchte ich hier kurz meine Ergebisse festhalten…

Kandidat 1: AEG CS FMP 655 BT

Das erste Gerät, auf das ich stieß, war das CS FMP 655 BT von AEG. Nun hat AEG zwar nie selbst Autoradios gebaut, aber sie werden ihre Marke schon nicht an den letzten Billighersteller lizenzieren – dachte ich. Den Erfahrungsbericht auf http://www.polotreff.de/html/forum/117231.html habe ich leider erst später gefunden.

Von diesem Modell habe ich zwei Stück getestet. Das erste Gerät, das ich erhielt, war defekt: Beim Spielen von SD-Karte machte es in regelmäßigen Abständen fiese Knack-Plopp-Zisch-Geräusche und wenn man mehr als ein paar Lieder weitersprang spulte es wie wild durch die Titel und ließ sich nur noch durch Herausnehmen der SD-Karte wiederbeleben.

Die Klangqualität ist jedoch extrem schlecht, und zwar so schlecht, daß es nicht nur im direkten Vergleich auffällt.

Kandidat 2: Blaupunkt Hamburg MP57

Blaupunkt Hamburg MP57 Als nächstes testete ich das Blaupunkt Hamburg MP57. Dieses habe ich letzendlich dann auch behalten.

Von allen getesteten Geräten bootete und reagierte es noch am schnellsten (wenn auch kein Vergleich zu meinem alten Gerät). Es hat ein gut zu lesendes, nachts gedimmtes, dezent weißes Display und ist einfach zu bedienen. Der Front-AUX könnte auch schonmal ganz nützlich sein. Man kann durch die Titel im Ordner und durch die Ordner springen, auch eine Listenansicht ist möglich. Playlists werden wohl auch unterstützt, habe ich aber noch nicht ausprobiert. Aus den Sendertasten werden im Telefonmodus Zielwahltasten.

Es hat allerdings nur 5 Senderspeicherplätze (allerdings pro Bereich, 3 FM-Bereiche, zwei manuelle, einer Autostore). Im MP3-Betrieb zeigt es den Dateinamen und in einer zweiten Zeile Interpret und Album (abschaltbar) an. Der Zugang zum CD-Laufwerk ist nur durch Abklappen des Bedienteils möglich. Ein besonderer Diebstahlschutz ist quasi nicht vorhanden, da das Abnehmen des Bedienteils lästig und gefährlich für die Plastiklaschen ist.

Kandidat 3: Kenwood KDC-BT8041U

Auf Anraten eines Händlers testete ich als nächstes das einzige Kenwood mit integrierter Bluetooth-Freisprecheinrichtung.

Dieses hat jedoch mehrere Usability-Mängel. Zunächst ist da das schlecht lesbare Display, welches nachts kaum gedimmt wird und auch noch bei abgeschaltetem Radio leuchtet. Senderspeicherplätze hat es gar nicht, lediglich eine Auswahlliste, die aber nur richtig funktioniert, wenn nicht per RDS-AF auf eine Alternativfrequenz umgeschaltet wurde. Am allerschlimmsten sind aber die nervigen Animationen: Beim Einschalten, Wechseln der Quelle und vor allem vor Anzeige der Senderliste(!) erscheint immer erstmal eine etwa zweisekündige, nicht abschaltbare Animation.

Dies konnten die Positivmerkmale nicht wettmachen, dennoch sollen sie hier erwähnt werden. Mittels Jog Dial läßt sich recht komfortabel durch die Trackliste scrollen, (leider braucht diese immer sehr lange um die nächste Seite zu laden). Für jeden Displaybereich läßt sich relativ genau konfigurieren, welche Information dort angezeigt wird, so läßt sich auch der nervige Spectrum Analyzer loswerden. Es kann von Bluetooth-Quellen über A2DP abspielen und lädt das Telefonbuch über PBAP. Das hat bei mir allerdings nicht funktioniert (blieb 15 min auf “Downloading…” stehen, vielleicht war ich aber auch nur zu ungeduldig). Der Zugang zum CD-Laufwerk ist ohne Abnehmen des Bedienteils möglich. Als Diebstahlschutz kann auf Wunsch ein Sicherheitscode aktiviert werden, der dann nach dem Abtrennen der Stromversorgung einzugeben ist. Ob diese Funktion bereits beim Anlassen des Motors ausgelöst wird, habe ich nicht getestet, da der Sicherheitscode nach einmaliger Aktivierung nicht mehr abschaltbar ist.

Kandidat 4: Blaupunkt Hamburg MP68

7648011310_HI Da das MP57 nur 5 Senderplätze hat und PBAP eigentlich ganz praktisch ist, testete ich auch noch das Blaupunkt Hamburg MP68.

Doch auch hier zeigten sich völlig unverständliche Usability-Probleme. Der (klapprig wirkende) Lautstärkeregler ist so glatt, daß man fest zupacken muß, um ihn zu drehen. Mit dem Fingerrücken die Lautstärke zu ändern ist beim MP68 also nicht möglich; das günstigere MP57 hat dazu einen Gummiring um den leichtgängigen Lautstärkeknopf. Die Zehnertastatur eignet sich nicht zum Wählen einer Telefonnummer, da der “DIAL NEW”-Menüpunkt tief im Menübaum vergraben ist. Das ist mir völlig unerklärlich, da der Rest des “DIAL”-Menüs schnell über die grüne Hörertaste erreichbar ist. Das Display ist ähnlich unleserlich wie beim Kenwood: Es ist übersäht mit einer Reihe “Bilder” und anderer grafischer Elemente, die vom Text ablenken und eher aussehen wie Schmutz auf dem Display. Es ist immer “hell-farbig auf dunkel-farbig”, wobei die Farbe einstellbar ist, Weiß ist jedoch nicht zu erreichen. Im Radiobetrieb zeigt es eine Senderliste, die immer 10 Einträge enthält, Löschen ist nicht möglich. Im MP3-Betreib zeigt es immer den Dateinamen und wahlweise Songtitel, Interpret oder Albumtitel, aber immer nur eines der drei. Das Gerät hat im Gegensatz zum MP57 keine Pause-Taste. Beim Einschalten zeigt es außerdem eine etwa 5-sekündige Animation, die zwar durch Drücken auf ESC abbrechbar ist, währenddessen ist das Gerät aber nicht bedienbar. Der Zugang zum CD-Laufwerk ist nur durch Abklappen des Bedienteils möglich. Ein besonderer Diebstahlschutz ist quasi nicht vorhanden, da das Abnehmen des Bedienteils lästig und gefährlich für die Plastiklaschen ist.

Auch dieses Gerät kann A2DP als Quelle und PBAP.

Kandidat 5: Megakick Brazil

Da es konkurrenzlos billig ist und sicherlich keinen Anreiz für Diebe bietet, testete ich noch das Megakick Brazil. Dieses hat sogar einen SD-Slot und eine echte USB-A-Buchse auf der Vorderseite.

Nach Bildern im Web scheint es zwei Varianten zu geben, eine mit innenliegenden Tasten (und Titten) und eine weiter verbreitete mit außenliegenden Tasten, welche ich auch erhielt. Eine Fernbedienung wird mitgeliefert. Die Displaybeleuchtung ist umschaltbar zwischen Blau und Bernsteinfarben.

Die Signalwegtrennung ist aber dem Preis entsprechend: Bei angeschlossenem PDA (als USB-Stick-Ersatz) brummt es bei Bluetooth-Telefonie ganz fürchterlich. Die Freisprechqualität unterscheidet sich ansonsten interessanterweise kaum von den Blaupunkt- oder Kenwood-Geräten, die Klangqualität so gut wie gar nicht. Bei dem Gerät, das ich erhielt, war allerdings das CD-Laufwerk defekt. Da viele im Web verfügbare Berichte zu diesem Gerät von kurzer Lebensdauer und schlechter Zuverlässigkeit sprachen, habe ich es nicht umgetauscht sondern zurückgegeben.

Angenehm: Beim Abspielen über A2DP wird aus jeder Quelle auf die Bluetooth-Quelle um- und auch wieder zurückgeschaltet. So kann man beispielsweise das Navi über das Radio sprechen lassen, wobei automatisch, immer wenn es spricht, die Musik abgeschaltet wird. Der Zugang zum CD-Laufwerk ist ohne Abnehmen des Bedienteils möglich.

 

Ach ja, was ich kurios fand: Alle Radios boten nur Englisch als Menüsprache. Stört mich jetzt nicht, ich hätte es ohnehin auf Englisch gelassen, aber wundert mich.